In wohltuend harmonischer und launiger Atmosphäre verlief am 22. März 2024 eine richtungsweisende Jahreshauptversammlung des Turnverein 1898 e.V. Elz, bei der Manfred Herborn zum neuen 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Herborns Vorgänger Peter Martin erhielt den Gauehrenbrief sowie die Ehrennadel in Gold und wurde ebenso wie TV-Urgestein Sebastian Jung mit Geschenken und Dankesworten würdig aus dem Vorstand verabschiedet. Zudem zeichnete der TV Elz Andreas Otto mit dem Vereinswanderpokal für besondere Verdienste aus. Die größte Wertschätzung aber wurde keiner Einzelperson, sondern dem Gesamtverein zuteil, der vom Stellvertretenden Vorsitzenden des Turngau Mittellahn, Holger Schmidt, als „Paradeverein“ und „ganz große Nummer im Turngau“ bezeichnet wurde.
Gleich zwei Elzer Bürgermeister durfte der scheidende 1. Vorsitzende Peter Martin zu Beginn der Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus begrüßen: den noch amtierenden Amtsinhaber Horst Kaiser sowie dessen bereits gewählten Nachfolger Matthias Schmidt. Dass beide es sich nicht nehmen ließen, der Versammlung beizuwohnen, zeigt den hohen Stellenwert des Turnvereins innerhalb der Dorfgemeinschaft. Kaiser dankte den Vereinsverantwortlichen für die „hervorragend geleistete Arbeit“ und überreichte dem Verein eine Zuwendung der Gemeinde.
Neben dem Vorstand und den Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern sind derzeit zur Aufrechterhaltung des Sportbetriebs 75 Personen ehrenamtlich für den TV Elz tätig, darunter 43 lizensierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter. Dank der Beitragserhöhung zum 01. Januar 2024, die erfreulicherweise zu keinen Vereinsaustritten geführt habe, sei es dem Verein möglich, den Trainerinnen und Trainern seit diesem Jahr eine höhere Aufwandsentschädigung als bisher zu gewähren, wie Peter Martin darlegte.
Herausragendes Talent im weiblichen Kunstturnen und Gewichtheben
Als Mehrspartenverein bot der TV Elz seinen Mitgliedern im Jahr 2023 wie gewohnt ein vielfältiges Angebot aus Gesundheits-, Breiten- und Leistungssport in verschiedenen Sportarten an. Aus leistungssportlicher Sicht sind dabei die Erfolge einiger Kunstturnerinnen und einer Gewichtheberin besonders hervorzuheben. Die 16-Jährige Amelie Bräuer wurde 2023 Deutsche Jugendmeisterin im Gewichtheben bis 45 kg und Vierte bei den Europameisterschaften in Moldawien.
Thea Klämt sammelte im Alter von 17 Jahren Bundesligaerfahrung als Gastturnerin des TuG Leipzig. Damit schrieb sie TV Elz-Geschichte: Der Sprung in die 1. Bundesliga war in der 126-jährigen Vereinshistorie zuvor keiner Elzer Turnerin gelungen. Außergewöhnliches Talent bringt auch die zehnjährige Jara Spriestersbach mit. Sie wurde – wie Thea Klämt vor einigen Jahren – in ihrer Altersklasse in den Bundeskader des Deutschen Turnerbundes berufen. An die Tür zum Talentkader des DTB klopft derzeit außerdem die neun Jahre alte Lotti Wahler.
Mitgliederversammlung spricht sich erneut für Investition in Hallenausbau aus
Auch finanziell ist der Turnverein Elz gut aufgestellt, weshalb der Vorstand nach dem Bericht des 1. Kassierers auf Antrag der Kassenprüfer einstimmig von den anwesenden Mitgliedern entlastet wurde. Harald Mingebach führte aus, dass der Verein 2023 trotz deutlich gestiegener Energiepreise und hoher Ausgaben, die für die Ausrichtung mehrerer Veranstaltungen zum 125-jährigen Vereinsjubiläum getätigt worden waren, einen Überschuss von 2.245 Euro erwirtschaftet habe. Außerdem verfügt der TV Elz über die finanziellen Mittel, den in der Coronazeit auf Eis gelegten Anbau an die Vereinsturnhalle zu realisieren, ohne dafür einen Kredit aufnehmen zu müssen.
Wie Peter Martin vorrechnete, könne die Erweiterung des Fitness- und darüber liegenden Geräteraums aus Eigenkapital und erwarteten Zuschüssen gestemmt werden. Allerdings lägen die Kosten höher als 2020 angenommen und seinerzeit von der Mitgliederversammlung genehmigt. Daher musste bei der Jahreshauptversammlung 2024 erneut über das Bauvorhaben abgestimmt und festgelegt werden, wie viel Eigenkapital der Verein maximal in den Hallenanbau investieren darf. Der Vorstand wurde per Mehrheitsbeschluss damit beauftragt, Angebote einzuholen und das Projekt umzusetzen, sofern der besprochene Kostenrahmen eingehalten werden kann.
Wechsel an der Spitze: Peter Martin tritt als 1. Vorsitzender ab, Manfred Herborn übernimmt
Wichtige Entscheidungen hatten die Mitglieder aber nicht nur bezüglich des geplanten Bauvorhabens zu treffen. Auch die Vorstandswahlen waren 2024 richtungsweisend, insbesondere weil der bisherige 1. Vorsitzende Peter Martin sich nicht erneut zur Wahl stellte. Martin hatte dies frühzeitig angekündigt und deutlich gemacht, dass für ihn nach zwölf Jahren im Vorstand – sieben davon als 2. Vorsitzender und die letzten vier als 1. Vorsitzender – Schluss sein würde.
Zum neuen 1. Vorsitzenden des TV Elz wurde einstimmig Manfred Herborn gewählt. Herborn ist im Verein mittlerweile seit 40 Jahren als Trainer der Kunstturn-Männer in der Landesliga, zeitweise sogar in der Regionalliga, tätig. Dabei war der frühere Zweitliga-Turner auch im Alter von mehr als 50 Jahren noch aktiver Teil der Elzer Mannschaft, was auf dem Niveau eine außergewöhnliche Leistung ist. Übergeordnet hat Herborn vor über 20 Jahren angefangen, die Teilnahme des TV Elz an den Deutschen Turnfesten zu organisieren. Seit 2019 war er zudem im Vorstand aktiv, zunächst als Beisitzer, dann als Leiter Sportbetrieb. Nun übernimmt Herborn die Führungsrolle im Verein, was er selbst als „Ehre“ bezeichnete.
An Herborns Stelle rückte die Leichtathletiktrainerin Catrin Gemeinder, die als neue Leiterin Sportbetrieb in den Vorstand gewählt wurde. Als Beisitzerin für Rehasport und Beisitzer für Digitales bereichern künftig Doris Bachmann und Norbert Hennemann das Vorstandsteam. Im Amt bestätigt wurden zudem Simon Kurz (2. Vorsitzender), Birgit Meudt-Gemeinder (1. Schriftführerin), Harald Mingebach (1. Kassierer), Birgit Krellmann (2. Kassiererin) und Kai Gemeinder (Leiter Öffentlichkeitsarbeit), wobei alle Wahlen einstimmig ausfielen. Lediglich die Position des Leiters Baubetrieb konnte nach dem kurzfristigen Ausscheiden von Daniel Bräuer nicht besetzt werden.
Ehrungen, Auszeichnungen und lobende Worte
Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden folgende Personen bei der Jahreshauptversammlung geehrt: Laura Arnold, Lisa Friedrich, Lukas Fries, Pascal Gärtner, Sabine Heep, Anja Koch, Harald Meurer, Clara Möller, Elina Ortseifen, Christine Pohl und Elke Schlinke. Die Ehrenmitgliedschaft für 50-jährige Vereinszugehörigkeit erhielten Marlene Egenolf, Heiner Egenolf, Thorsten Jung und Ralf Meinhold. Auf 75 Jahre Mitgliedschaft kann Helmut Schäfer zurückblicken.
Den Vereinswanderpokal für besondere Verdienste erhielt in diesem Jahr Andreas Otto. 1991 kam der Hadamarer als Turner zum TV Elz und war Leistungsträger in der von Manfred Herborn betreuten Landesligamannschaft. Auch bei den Jako Floppers war Andreas Otto lange Zeit aktiv. Die Auszeichnung erhielt aber nicht der Turner, sondern der vielseitig begabte Künstler. Über die Jahre hat Andreas Otto beim TV Elz an vielen Stellen seine kreativen Spuren hinterlassen. Zuletzt sorgte er mit einer dreißigminütigen Videodokumentation anlässlich des 125-jährigen Vereinsjubiläums im Jahr 2023 für Begeisterung. Zum Dank für sein ehrenamtliches Engagement zeichnete der Vereinsvorstand Andreas Otto nun mit dem Vereinswanderpokal aus.
In den Mittelpunkt rückten an diesem Abend noch zwei weitere Ehrenämtler des TV Elz, die bei der Jahreshauptversammlung aus dem Vorstand verabschiedet wurden: Der bereits erwähnte Peter Martin und Sebastian Jung. Letzterer, von Manfred Herborn in seinen Dankesworten als Urgestein des TV Elz bezeichnet, ist seit 72 Jahren Mitglied im Verein. Sebastian Jung hat den TVE in seiner Schaffenszeit geprägt und vorbildlich repräsentiert wie kaum ein anderer: als langjähriges Vorstandsmitglied, als erfolgreicher Turner und Trainer, als Leiter der Jako Floppers. Wenn die Klamauk-Truppe mit ihrer Barrennummer auf die Bühne ging, wurde er stets als „unser Bester“ angekündigt – eine Rolle, die Sebastian Jung auf den Leib geschneidert war. Davon zeugt nicht zuletzt der Titel des Turnfestsiegers beim Deutschen Turnfest 2013.
Wegbegleiter Manfred Herborn zählte die Liste der Auszeichnungen, die Jung für sein Engagement bereits erhalten hat, auf: Gauehrenbrief in Silber und Gold, Ehrennadel des Hessischen Turnverbandes in Silber, Ehrennadel des Leichtathletikverbandes in Bronze und Gold, Friedrich-Ludwig-Jahn-Plakette, Vereinsnadel in Gold, Wandertafel des TV Elz. „Ehrungen sind also schwer zu finden, mit denen man dich noch auszeichnen könnte”, so Herborn. „Deshalb überreichen wir dir als kleine Anerkennung für deine Verdienste stattdessen ein Geschenk.“
Peter Martin: „Auf eine so große Gemeinschaft und tolle Zusammenarbeit kann unser Verein stolz sein und ich bin es auch.“
Sowohl eine Auszeichnung des Turngau Mittelahn als auch Geschenke vom Verein erhielt zum Abschied Peter Martin, der nach zwölf Jahren aus dem Vorstand ausschied. In seiner letzten Rede als Vereinsvorsitzender ließ Martin die vergangenen Jahre noch einmal Revue passieren und schloss mit den Worten: „Auf eine so große Gemeinschaft und tolle Zusammenarbeit kann unser Verein stolz sein und ich bin es auch.“
In den vergangenen vier Jahren führte Martin den Verein an, zuvor war er als 2. Vorsitzender in verantwortungsvoller Position für den TV Elz tätig. In beiden Funktionen hat er maßgeblich dazu beigetragen, den Verein zukunftsfähig auszurichten. Beispielhaft für die vielen Projekte, die in Martins Amtszeit fielen, seien die energetische Sanierung der Vereinsturnhalle 2017, die Anschaffung des Wettkampfbodens, der 2019 bei der WM in Stuttgart im Einsatz war, die Erneuerung der Zentralen Sportanlage 2023 sowie die umfangreiche Planung des anstehenden Hallenanbaus genannt.
Eine vom Deutschen Turnerbund mitgetragene Ehrung des Turngau Mittellahn verlas der Stellvertretende Gauvorsitzende Holger Schmidt: „Lieber Turner Peter Martin, in Anerkennung deines Einsatzes und deiner Leistung für die Wahrung der turnerischen Gemeinschaft und Förderung sportlicher Leistungen verleihen wir dir den Gauehrenbrief und die Ehrennadel in Gold.“
Die größte Wertschätzung wurde am Abend aber nicht einer Einzelperson, sondern dem Gesamtverein zuteil, den Holger Schmidt als „Paradeverein“ und „ganz große Nummer im Turngau“ bezeichnete. „Ihr habt wirklich einen ganz großartigen Verein und wir im Turngau sind sehr stolz auf euch“, lobte Schmidt, der neben seiner Tätigkeit im Turngau auch Vereinsvorsitzender des TuS Mensfelden ist, den TV Elz.