Nachdem die Turngemeinschaft Elz/Altendiez/Niederbrechen in den ersten beiden Wettkämpfen der Kunstturn-Oberliga jeweils auf dem sechsten und damit letzten Platz gelandet war, belegten die Schützlinge der Trainer Manfred Herborn und Bernd Eisenbach beim abschließenden dritten Wettkampf einen achtbaren fünften Rang. Den Abstieg in die Landesliga konnte die TG zwar nicht verhindern, sie verabschiedete sich mit der zuletzt gezeigten Leistung aber erhobenen Hauptes aus der Oberliga.
Von Kai Gemeinder
Schon vor Saisonbeginn waren die Erwartungen der Trainer gedämpft, da Tim Hollarek – im vergangenen Jahr bester Turner der gesamten Oberliga – verletzungsbedingt passen musste. Und doch hätte der Abstieg auch ohne den Leistungsträger Nummer eins vermieden werden können. Dafür allerdings wäre es realistischerweise nötig gewesen, sich an einem der beiden ersten Wettkampftage vor dem direkten Konkurrenten TVgg Rheinhessen zu platzieren. In dem Fall wäre es beim Ligafinale in Sulzbach zum Showdown um den Klassenerhalt gekommen.
Weil dies nicht gelungen war, hätte die TG Elz/Altendiez/Niederbrechen im dritten Wettkampf nicht nur Rheinhessen, sondern mindestens auch die viertplatzierte TG Main-Rhein I, vielleicht sogar die drittplatzierte MT 1861 Melsungen hinter sich lassen müssen, um im Endklassement noch die rote Laterne abgeben zu können. Das jedoch schien aufgrund der großen Punkteabstände zu den weiter oben in der Tabelle platzierten Mannschaften wenig aussichtsreich. Und so lautete das Minimalziel vor dem Ligafinale: Nicht noch einmal Letzter werden!
Dieses Ziel hat die TG, die gemeinsam im Turn-Leistungszentrum Limburg trainiert und pro Wettkampf von zwei Gastturnern aus Vallendar verstärkt wurde, erreicht. Und das, obwohl die Mannschaft den ersten Rückschlag bereits hinnehmen musste, ehe der Wettkampf überhaupt begonnen hatte. Beim Einturnen wurde Eliah Wiedemuth von einem auf der Bodenfläche quer turnenden Sportler so unglücklich an der Hand getroffen, dass Wiedemuth den Rest des Tages im Krankenhaus verbringen musste. Er war für alle sechs Geräte eingeplant.
Dennoch lag die Turngemeinschaft etwa drei Stunden nach dem schmerzhaften Zusammenstoß mit 179,2 Punkten knapp zwei Punkte vor der Turnvereinigung Rheinhessen (177,35). Größten Anteil an diesem Achtungserfolg hatte Luca Mohr, der einen guten Sechskampf turnte, an jedem Gerät zu den drei besten Akteuren seiner Mannschaft gehörte, und damit ohne Streichwertung zum fleißigsten Punktesammler der TG avancierte. Besonders überzeugend war sein Überschlag Salto am Sprung, den er sauber in den Stand turnte. Gleiches war auch Christian Ließ geglückt. Als dritter TG-Turner trug sich Kolja Kuschel am Sprung in die Wertungsliste ein. Zusammen lag das Trio mit 33,8 Punkten stolze 2,8 Punkte vor den drei besten Turnern aus Rheinhessen.
Auch am Barren hinterließ die Turngemeinschaft einen guten Eindruck – allen voran Bastian Hofmann (siehe Foto), der mit 11,7 Punkten vor Jan Jakobson (11,45) und Luca Mohr (10,8) die höchste Wertung zum Teamergebnis beisteuerte. An den Holmen legte die TG in Summe einen Punkt zwischen sich und Rheinhessen. Weitere 2,1 Punkte Vorsprung kamen am Reck hinzu, allerdings auf sportlich niedrigem Niveau. Besonders an diesem Gerät offenbarten die Abstiegskandidaten Schwächen im Vergleich zu den übrigen Ligakonkurrenten.
Spannung bis zum Schluss
Solide Leistungen an den Ringen und am Boden, wo die TG jeweils nur wenige Zehntel ihres Vorsprungs einbüßte, sorgten vor dem letzten Gerät, dem Pauschenpferd, für eine spannende Ausgangslage – wenn auch nur auf den zweiten Blick. Zwar lag die Turngemeinschaft Elz/Altendiez/Niederbrechen nach fünf Geräten vermeintlich komfortabel mit 5,55 Punkten vor der Turnvereinigung Rheinhessen. An den Pauschen aber hatte sich die TVgg in den ersten beiden Wettkämpfen im direkten Vergleich deutlich überlegen präsentiert. Beim ersten Wettkampf betrug die Differenz zwischen beiden Teams am Zittergerät der Männer 5,9 Punkte, beim zweiten waren es 3,65 Punkte. Entschieden war also noch nichts. Und natürlich wussten beide Mannschaften das auch.
Diesmal kamen 3,7 Punkte zusammen, die Rheinhessen am Pauschenpferd zwischen sich und die Turner aus Elz, Altendiez, Niederbrechen und Vallendar legen konnte. Das war zu wenig, um auch im dritten Duell an der Turngemeinschaft vorbeizuziehen. Letztgenannte konnte sich zum Abschluss der Saison also über einen versöhnlichen fünften Platz beim Ligafinale freuen, während die TVgg Rheinhessen den Verbleib in der Oberliga bejubeln durfte.
Den Titel in der Oberliga gewann ungeschlagen die Turngemeinschaft Bad Homburg-Melsungen, die komplett aus Kaderturnern aus dem Schülerbereich bestand. Das ein oder andere Talent der Schülergruppe dürfte sich in der Oberliga auch für den Bundeskader empfohlen haben. Während die Schüler in die Regionalliga aufstiegen, wird die TG Elz/Altendiez/Niederbrechen im nächsten Jahr in der Landesliga antreten und sich dort neuen Herausforderungen stellen.